Psychologische Beratung: Strategien zum Nein-Sagen

Sich erst einmal klar darüber werden, was wir nicht wollen ist aus Psychologischer Beratung gesehen, der erste wichtige Schritt. Dahinter zeigt sich dann die Kompetenz, dass wir genau erkennen, was wir wollen. Im Lebensalltag erleben wir, dass ständig jemand etwas fordert und ich andere wichtige Aufgaben zu erledigen habe. Eine Zwickmühle, die jeder kennt. Wie kommuniziere ich das?
Es ist wichtig sich so klar auszudrücken, dass das Nein deutlich wird. Mein Gegenüber mag die Abgrenzung nicht als persönliche Abfuhr erleben. Dabei ist es hilfreich sich wertschätzend und respektvoll auszudrücken.
Oft tappen wir in die Falle, dass wir glauben im Recht zu sein und meinen dann das Recht zu haben andere zu scharf anzugehen oder zu verurteilen. Versuchen Sie den Fokus auf die Sache zu lenken und nicht darauf, wer schuld hat oder Fehler macht.

Strategien, wie Sie respektvoll Nein-Sagen können:
Das Nein begründen: „Ich helfe Ihnen gern, aber im Moment kann ich aus folgendem Grund leider nicht…“ Eine begründete Absage ohne Rechtfertigung ist für den anderen nachvollziehbar und belastet die Beziehung nicht.
Verständnis zeigen: Indem Sie Verständnis für die Bitte des anderen zeigen und sich in seine Situation einfühlen. Sie hören auf sein Bedürfnis, dadurch fühlt sich ihr Gegenüber ernst genommen. Sie sagen Nein indem Sie Ihre eigene Situation darstellen. Beispiel: “Dass du so im Zeitstress bist, tut mir sehr leid – wegen meiner eigenen Aufgaben kann ich dich heute nicht unterstützen, was ich bedaure.”

Nein in den sozialen Medien: Immer wieder abschalten und nicht jede eingehende Nachricht sofort zu lesen bewährt sich im Alltag. Jede Unterbrechung bringt uns aus den eigenen Abläufen. Es kostet viel Kraft, konzentriert zu bleiben. Deshalb wird von vielen der Alltag so anstrengend empfunden. Geben Sie sich bestimmte Zeitfenster, wo Raum für die Medien ist.
Informationen erbitten: „Das erledige ich gerne, aber ich brauche dazu noch einige Informationen. Stellen Sie mir doch bitte schriftlich Folgendes zusammen…“ Damit erledigt sich manches Anliegen von selbst.
Verhandeln: „Wenn ich das erledigen soll, brauche ich folgende Unterstützung von Ihnen…“ „Heute kann ich es nicht tun. Morgen habe ich Zeit dafür.“ „Diesen Teil der Aufgabe kann ich übernehmen, den anderen nicht.“
Hilfe zur Selbsthilfe: „Ich kann Ihnen gerne helfen, das Problem zu lösen, indem ich Sie dabei unterstütze und es Ihnen erkläre wie es geht und Sie mich fragen können.“  Bei Azubis und Praktikanten ist das eine bewährte Strategie.

Bedanken: Eine schöne Geste ist, sich dafür zu bedanken, dass der andere einem die Aufgabe zutraut oder das Vertrauen in uns hat: “Ich bin erfreut, dass Sie da an mich denken und bedanke mich, dass Sie mir das zutrauen, im Moment habe ich keine Kapazitäten frei.“

Die wichtigste Strategie: die Konsequenz
Klarheit bedeutet, dass wir das, was wir sagen auch vertreten. Bei allen Strategien, ist vielleicht die wichtigste konsequent zu bleiben. Häufig höre ich von meinen Klienten folgendes Argument: „Das habe ich zu meiner Kollegin schon hundertmal gesagt, aber es nutzt nichts.“
Wahrscheinlich hat die Kollegin eine ganz andere Sicht der Dinge und denkt, “… na ja, sie motzt zwar herum, aber dann macht sie trotzdem, was ich von ihr will.“ Deshalb sieht sie keinen Anlass ihr Verhalten zu ändern. Die Strategien funktionieren nur, wenn Sie sich konsequent vertreten und das Nein durchhalten.

Tipp
Gehen Sie strukturiert vor. Gibt es eine Sache, die ich verändern will? Reflektieren Sie, was  sich in Gang setzt, wenn Sie eine Veränderung anstreben. Dann entscheiden Sie sich, die Sache durchzuziehen.
Beschreiben Sie kurz die Situation, wählen Sie eine der Strategien aus. Legen Sie sich ein paar konkrete Formulierungen zurecht.
Beobachten Sie die Denkblockaden, die hochkommen können. „Das geht bestimmt schief. Ich habe das ja schon zigmal angesprochen und nichts hat sich geändert.“ Entschärfen Sie die Gedanken indem Sie denken: „Ich versuche es einfach.“ „Es kann besser werden und ich auch.“

Der Moment zum innehalten
Was man verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht. (Marie Curie)

 

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