Es war eine außergewöhnliche Wanderung auf dem Wildnistrail in der Eifel in herbstlicher Landschaft. Es gäbe so vieles zu berichten und zu betonen, wie sich viele der Teilnehmenden auf den inneren und äußeren Weg gemacht haben. Da ja auch das Erzählen eine Konstruktion der Realität ist und ich bei weitem nicht wiedergeben kann, was da in dieser Woche – von der einige sagten, sie wäre ihnen wie drei Wochen vorgekommen – alles passiert oder nicht passiert ist. Deshalb habe ich mich entschlossen, in diesem Blog einfach ein paar Eindrücke zu beschreiben.
Der Anfang, ankommen, beschnuppern, sich den Dingen stellen. Es gab ja Gründe hier mit zu wandern und für viele war es eben nicht nur das Wandern in der Natur sondern die Selbsterkundung. Viel Neues für die Teilnehmer: die Abläufe, die verlangsamte Kommunikation in den Morgen- und Abendrunden, die morgendliche Meditation, das Abendlied, das Übernachten in Mehrbettzimmern. In einer Jugendherberge gab es wirklich noch wie vor langer, langer Zeit den roten Hagebuttentee.
Die Morgen- und Abendrunden waren am Anfang wahrscheinlich befremdlich, zu sitzen im Kreis, mal wurde viel mitgeteilt, mal wenig. Von Tag zu Tag, konnte ich das Schweigen in der Runde mehr genießen und war mit den Teilnehmenden ohne Worte verbunden. Wir alle haben eine weite Reise gemacht, abgesehen von den gut 20 Kilometern, die wir jeden Tag gegangen sind, nach innen.
Die Übungen, wir machten wir uns auf den Weg gemeinsam und jede/r für sich allein. Das Gehen in der Natur, die Gespräche in Form der Diaden. Eine Teilnehmende erzählt und die andere hört nur zu, empathisch, schenkt die Aufmerksamkeit, „große Ohren“. Schnell entstand eine vertrauensvolle Nähe. Auch ich hatte die Möglichkeit mich mit einem Gesprächspartner in dieser Form zu unterhalten. Einfach reden und mein Gegenüber ist einfach da, hört zu, bewertet nicht, gibt keine Ratschläge. Wechsel nach fünfzehn Minuten. Beim Erzählen nun die Zeit zu haben, Gedanken zu entwickeln, die neu in mir entstehen. Das verstehe ich unter einer gesunden Kommunikation. Und dabei gehen, gehen, gehen, neue Sichtweisen entstehen, hinterm Horizont geht’s weiter.
Weitere Übungen halfen den inneren Ruf und die Vision zu erkennen oder sich auf den Weg dahin zu machen. Sie weckten die kreative Seite, sei es durch Tanzen, Dichten, Malen, Kreieren und Klopfen. Die vielen Potenziale der Gruppenmitglieder zeigten sich. Mich macht diese Art von Arbeit immer wieder nachsichtig und demütig, wenn Menschen sich ihren Themen stellen, ihre Blockaden erkennen und teilweise loslassen können. Das alles entstand in einer Atmosphäre großer Wertschätzung und Selbstakzeptanz. Dazwischen immer wieder das Gehen mit sich alleine schweigend, in Gesellschaft im guten Austausch und fröhlichem Lachen.
Die Erfahrung, für mich war es die erste RausZeit als Leiterin. Habe meinen Platz gesucht und gefunden. Die tägliche Bewegung hatte etwas Befreiendes. Die Coachings während des Wanderns waren eine neue Erfahrung für mich. Konzentriert kamen die Coachees schnell auf den Punkt. Die enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meinen Kollegen, die nächtlichen Absprachen über die Gestaltung und Organisation der Tage, es war so lebendig. Das Wetter? Im herbstlichen Licht zeigte es sich mild, regnete nachts. Nur einmal wurden wir nass und das passte zum Thema des Tages: Hindernisse und Blockaden.
Der besondere Moment: Nachts in der Jugendherberge. Es ist lange nach Mitternacht, ich bin müde. Draußen tobt es, Jugendliche feiern die Ferien. Eigentlich sollte ich jetzt aufstehen und etwas sagen, aber ich komme nicht aus den Federn. Eine beherzte Zimmergenossin, hievt sich aus dem oberen Etagenbett, geht raus und bittet um Ruhe. Es wird augenblicklich ruhig. Endlich, der Schlaf kommt.
Liebe Liebste,
schön, dass ich jetzt auch im Blog-Verteiler bin. Im täglichen Ablauf denke ich meistens nicht daran. Durch Deine mail habe ich jetzt sofort reingeschaut. Sehr schöner Text. Gibt alles wieder, was direkt und indirekt passiert ist. Das nächste mal bin ich dabei…
Berto
PS.: Dein Mittagessen war heute mein Frühstück. Ich habe eben kurz überlegt, ob ich Dir das vorbeibringen soll aber Dortmund ist zu weit.
Liebe Grüße
Berto
Liebe Inge,
vielen Dank für diesen schönen Blogbeitrag. Die Stimmung und das was in dieser Woche in Bewegung geraten ist scheint greifbar und für mich steht so vieles zwischen den Zeilen, das mein Herz so wunderbar wärmt.
Herzliche Grüße von Deiner beherzten Zimmergenossin. 🙂
Liebe Daphne,
das freut mich sehr, dass ich die Stimmung auffangen konnte. Dir alles Gute und weiterhin viel Mut für die weitern Herausforderungen. Herzliche Grüße Inge